Kultureller Schmelztigel

DEUTSCHEs ERBE

Knapp 90 Kilometer westlich von New Orleans findet ihr Lac des Allemands, Französisch für “See der Deutschen”. Die umliegende Gegend, die bis heute als deutsche Küste bekannt ist, gehörte zuerst einem schottischen Ökonomen namens John Law, der Arbeiter suchte, die ihm helfen sollten, sein Vermögen zu erwirtschaften. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fand er Unterstützung im kriegsgeschüttelten Deutschland, insbesondere im Rheinland.

Die Einwanderung der Deutschen über den Hafen von New Orleans stieg in den 1840er und 1850er Jahren. Zehntausende kamen jedes Jahr an, um sich mit Familie und Freunden zu vereinigen. Viele von ihnen zogen weiter Richtung Westen, aber New Orleans blieb ein wichtiges Zentrum für das deutsche Leben in den Vereinigten Staaten. Im Jahr 1847 wurde die Deutsche Gesellschaft von New Orleans gegründet, um Immigranten zu helfen, sich in Amerika zu akklimatisieren. Der Bürgerkrieg stoppte die gesamte Einwanderung in die Crescent City, und danach verlangsamte sich die deutsche Immigration auf einen Bruchteil, beeinflusst durch die Gelbfieberepidemie, die Eröffnung von Ellis Island als zentrale Einreisestelle für Immigranten in die USA und die Verbesserung der Bedingungen in Deutschland.

Nichtsdestotrotz gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Louisiana mehr als 250 deutsch-amerikanische Gesellschaften, vor allem in New Orleans. Einige Schulen brachten den Kindern von Immigranten Deutsch bei und deutsche Kirchen gründeten ihre Gemeinden. Der erste Weltkrieg (und dann der zweite) verschleierte einen Großteil der deutschen Präsenz in New Orleans. Gesetze verboten den Deutschunterricht, die Auslage deutscher Flaggen und unterdrückten die deutsche Kultur im Allgemeinen. Viele der deutsch-amerikanischen Organisationen lösten sich auf.

Das elegante Grunewald Hotel musste seinen Namen in Roosevelt ändern. Es war in der Sazerac Bar des Hotels Grunewald, wo der Sazerac, der typischste New Orleans Cocktail, Berühmtheit erlangte.

In New Orleans florierten einst auch deutsche Brauereien, viele am Fuß der Canal Street. In den 1850er Jahren gab es rund 30 Brauereien mit eigenem Biergarten. Auch wenn die Prohibition viele Opfer forderte, waren Biergärten einst Zentren des gesellschaftlichen Lebens in New Orleans, Zentren des Trinkens, Tanzens und der Musik.

Ebenfalls den deutschen Siedlern zugesprochen, wird ein weiteres wichtiges Gut der Cajun-Kultur: das Cajun Accordion.

Deutsche Farmer sollen das Instrument – oder einen Vorläufer davon, das Melodeon (eine Handharmonika) – mit in die USA gebracht haben, wo es Mitte des 19. Jahrhunderts eine solche Popularität erreichte, dass es in fast allen ansässigen Geschäften erhältlich war. Egal ob Kleidung oder Farmbedarf – fast überall konnte das „German Style Accordion“ erworben werden und war bald als eines der tragenden Elemente der Cajun-Musik nicht mehr wegzudenken. Besonders beliebt war das Instrument in den Regionen der Reisfarmer rund um Crowley, heute als „Rice Capitol of the World“ bekannt. Wenn auch die deutsche Historie des Akkordeons in Louisiana nicht hundertprozentig geschichtlich belegt ist, so ist es aber dennoch Fakt, dass das Instrument die Musik der Region entscheidend geprägt hat und dass auch heute noch keine Cajun-Band ohne das typische Accordion auskommt.

Deutsche dominierten auch andere Industriezweige in New Orleans, und diese Vermächtnisse leben weiter. Eine Zeit lang waren fast alle Kutscher der Stadt Deutsche. Eine ihrer Aufgaben bestand darin, während Beerdigungen Särge zu transportieren, was zur Gründung vieler lokaler Bestattungsunternehmen mit deutschen Namen führte. Deutsche Bäckereien liefern den New Orleanians immer noch ihre unentbehrlichen Backwaren, wie Haydel’s mit den beliebten Mardi Gras King Cakes. Die noch immer populären Bäckereien Leidenheimer’s und Reising’s begannen mit den traditionellen, festeren deutschen Schwarzbroten, gingen aber bald dazu über, erfolgreich französisches Brot herzustellen. Leidenheimer’s ist mittlerweile der führende Produzent von französischem Brot in der Stadt und übernahm Reising’s Anfang der 1990er Jahre. Beide Marken sind in Lebensmittelgeschäften in ganz New Orleans erhältlich.

Heute wird das deutsche Erbe auch mit unserem alljährlichen Oktoberfest im Deutschen Haus gefeiert, wo bei Musik, Tanz, Bier und Bratwurst alle zu Deutschen werden, sowie bei Fritzel’s in der Bourbon Street.

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