DER RHYTHMUS VON LOUISIANA

Der musikalische Pfad Louisianas schlängelt sich durch zahllose Kulturen und Generationen der Musikgeschichte. Er nimmt seinen Weg in den großen Stadtzentren auf und breitet sich dann in den ländlichen Gebieten aus; immer wieder hört man in seinem Echo die Andersartigkeit und Besonderheit dieser Region heraus. Auf seinem ganzen Weg trägt er die melodischen Träume und Hoffnungen, die Klagen und den Geist von Louisiana mit sich.
Von den großen Konzertsälen bis hin zu obskuren „Honky-Tonk“ Kneipen, vom historischen Congo Square in Armstrong Park bis zu den Stätten, wo die Mardi Gras Indians spielen: Besucher, die sich auf den „Music Trail“, den Musikpfad begeben, sind auf Schritt und Tritt von der reichen und unverwechselbaren Musikgeschichte Louisianas umgeben. Wenn dieses Gefühl eine offizielle Hymne hätte, wäre sie ganz gewiss der Satz, der das Lebensgefühl der Menschen Louisianas am besten widerspiegelt: Joie de vivre – die Lust am Leben.

Jazz

Jazzmusik wurde in Louisiana geboren. Es gibt wahrscheinlich keine Stadt in den USA, die mehr Jazz-Talente anzieht als New Orleans. New Orleans hat uns Louis „Satchmo“ Armstrong und eine endlose Reihe talentierter Künstler gegeben, von denen viele heute nach neuen Horizonten in der modernen Jazz Szene suchen. Alleine der Name der Marsalis Family beschwört das Exempel einer Familien-Dynastie des Jazz herauf. Eine Reihe anderer New Orleans Kultstätten sind z.B. das „Patout’s Cajun Corner“, wo Al Hirt im oberen Hirt-Raum spielt und „Pete Fountain’s“ im Hilton Hotel.

Das Wundervolle an der Jazzmusik – insbesondere des New Orleans Jazz – ist, dass es unendlich viele Variationsmöglichkeiten gibt. Kommt in den „Big Easy“ und genießt eine heiße Platte voller New Orleans Style Jazz (der seinen Schwerpunkt auf kollektive Improvisation legt) in der „Preservation Hall“, dem „Palm Court Jazz Café“ oder dem „Can-Can Café“ im Royal Sonesta Hotel. Oder erlebet eine „jam session“ im „Fritzel’s“. Probiert auch den Modern Jazz (dessen Schwerpunkte mehr auf Einzelimprovisation liegen) im Hauptquartier des modernen Jazz, „Snug Habor“ in den Faubourg Marigny. Taucht ein in ein Blechbläser Konzert auf den Strassen New Orleans, die alles spielen: von Mardi Gras Melodien bis zu Jazz Funerals (den traditionellen New Orleans Beerdigungszügen) – oder tanzt zu der Musik des „Latin Jazz“, den man nur in New Orleans findet. Macht einen Ausflug auf einem der traditionsreichen Südstaaten-Schaufelraddampfer mit Live Jazz Musik, z.B. den „Dukes of Dixieland“ oder „Eddie Bayard and his Steamboat Stompers“. Für einen Blick auf weniger traditionelle Interpretationen empfiehlt sich ein Besuch in „Donna’s Bar & Grill“ auf der North Rampart St. oder im Columns Hotel in Uptown New Orleans. Wofür ihr euch auch entscheidet – das größte Problem wird sein, so viel wie möglich in einer kurzen Zeit sehen und hören zu können!

DER SOUND DER STADT IN EUREM WOHNZIMMER

SPOTIFY PLAYLIST

Ganz gleich, ob Ihr bereits in New Orleans gewesen seid oder noch Eure Reise plant, wir möchten den Sound der Stadt in Eure Wohnzimmer bringen. Aus diesem Grund haben wir fünf verschiedene Playlisten auf Spotify erstellt, passend für jede Tageszeit.  Gute Laune bekommt Ihr mit der „Feel Good“ Playlist, während die „Making Gumbo“ Playlist perfekt zum Kochen passt. Genießt eine Creole Bloody Mary zum Jazz Brunch oder schwingt das Tanzbein zu den Playlists „Side A“ & Side B“.

"SIDE B" PLAYLIST
Blues

Es waren die Landarbeiter in den Baumwoll- und Zuckerrohrfeldern des Mississippi Deltas, die zuerst den Blues sangen. Ihr seelenvolles „field holler“, der Ruf der Felder, kann dich in einem Moment zum Lachen bringen und stürzt dich im nächsten Moment in tiefes Leid. Die Kraft dieser frühen Lieder hatte großen Einfluss auf die amerikanische Musikentwicklung und stand Pate für die Geburt eines neuen Stils: dem Rhythm & Blues.

Überall entlang des Mississippi und des Red River in Louisiana wurden große Blues-Legenden geboren, die neue Instrumente und Hilfsmittel einbrachten: Gitarre, Schlagzeug, Lautsprecher und in heutiger Zeit Verstärker. Unter den ersten Schallplattenaufnahmen der Blues Musik waren auch Künstler aus Louisiana, so zum Beispiel Huddie „Leadbelly“ Ledbetter und Danny and Blue Lu Barker, oder die Platten, die von Jewel und Paula Records produziert wurden. Aber erst Mitte der 50er Jahre wurde die Musik offiziell Rhythm & Blues genannt und begann sich vom Süden aus über die Vereinigen Staaten bis nach Europa hin auszubreiten. Der Original Blues hatte eine engere Musikstruktur als die nachfolgenden Stilrichtungen, die mehr Spielraum für Variationen besitzen und selbstbewusster erscheinen. Die Musik beeinflusste viele andere Stile und wurde selbst beeinflusst – so findet sich heute in allen Formen der amerikanischen Musik, inklusive Rock, Jazz, Country und Gospel, eine Beziehung zu Blues bzw. Rhythm & Blues.

Folklife Festival | © LOT
Cajun

Cajun ist eine Mischung aus französischer Folk-Musik mit einigen Elementen aus indianischen, deutschen, angloamerikanischen und afrikanischen Stilrichtungen. Bei der frühen Cajun Musik drehte sich alles um die Fiedel als Hauptinstrument, bis deutsche Siedler um 1810 das Akkordeon nach Louisiana brachten. Ein weiteres unverzichtbares Instrument ist der „tit fer“, ein Triangel, der auch den Rhythmus angibt. Schnell integrierte sich diese Musik mit ihren rhythmischen, emotionalen Klängen in die heutige Musikszene. Cajun Lieder sind immer tanzbar – entweder als Walzer oder als Two-Step – und die Texte sind traditionell auf Französisch: Voller trauriger Geschichten über gebrochene Herzen, frühen Tod und die harten Lebensbedingungen, die das ländliche Leben im Louisiana des 19. Jahrhunderts kennzeichneten.

Bayou Country Superfest with Blake Shelton | © Zack Smith
Country

Als die englischsprachigen Siedler – vorwiegend aus dem angelsächsischen Bereich – Anfang des 19. Jahrhunderts nach Louisiana zogen, brachten sie Ihre Fiedel, ihre Balladen und die geistliche Musik mit. Mit den Jahren entwickelte sich vom Süden und den Midwest-Regionen heraus die Country- und Bluegrassmusik, die sehr schnell auch in Louisiana bekannt wurde. Tatsächlich werden drei Stilrichtungen hier repräsentiert: Old-time Country, Bluegrass (der sich aus dem Old-time Country entwickelte) und Modern Country. Obwohl sich Country und Bluegrass in der Wahl der Instrumente und den Inhalten voneinander unterscheiden, vertreten alle drei Stilrichtungen die Angloamerikanische Kulturentwicklung und können im ganzen Staat Louisiana gefunden werden. Country Musik erhielt seine Popularität zunächst durch Radioübertragungen, die sich „barn dances“ (Scheunentänze) und „jamborees“ nannten. Eine der bekanntesten Veranstaltungen dieser Art war das „Louisiana Hayride“, welches vom Radiosender Shreveport KWKH übertragen wurde. Das „Hayride“ wurde in Shreveport’s Gemeindesaal übertragen, ein architektonisches Muß im Art-deco-Stil für Country Musik Fans. Die Klänge von Hank Williams, Johnny Horton, Elvis Presley und die Duette der Bailes Brothers erklangen fast ein halbes Jahrhundert auf der Hayride Bühne und hinterließen tiefe Spuren in der Geschichte der amerikanischen Musiklandschaft.

Wenn ihr nach Louisiana kommt, müsst ihr nicht lange suchen, um Country- oder Bluegrass Musik zu finden. Die „Florida Parishes“, die neun Gemeinden östlich des Mississippis und nördlich vom Lake Pontchartrain sind ausgezeichnete Orte um diese Musik zu erleben; zum Beispiel in Abita Springs in der Piney Woods Opry. Verpasst nicht durch Ferriday, den Geburtsort von Jerry Lee Lewis zu fahren oder besucht die nördlichen Gebiete und schaut euch eine Country Show in Ruston’s „Dixie Jamboree“ und in Shreveport im „Ark-La-Tex Jamboree“ an – wo zeitgenössische Countrymusik gehört werden kann – oder aber besucht „Jimmie Davis Tabernacle“ in der Nähe von Jonesboro. Die Melody Hills Ranch in Ruston bietet eine „History of North Louisiana Country Music“ Tour an, die für Gruppen gebucht werden kann. Bluegrass kann das ganze Jahr über auf den vielen Outdoor-Festivals im ganzen Staat gehört werden und ein lokaler oder internationaler Country Star ist sicher immer gerade irgendwo auf Tournee in Louisiana.

Kommt und hört dem Klang der Fiedel, der Mandoline und der Gitarre zu – und entdeckt dabei Louisianas Country Musik.

Gospel

Schaut doch einmal an einem Sonntagmorgen – oder sogar Sonntagnachmittag und Abend – in einer Kirche in Louisiana vorbei und ihr werdet in ihr bestimmt den Klang von Gospel Musik hören. Starker protestantischer Glauben sichert Louisiana den Erhalt einer Vielzahl von geistlicher Musik, über A Capella Quartette, bis zu städtischen Chören, die von klassisch geschulten Organisten und zeitgenössischen christlichen Musikgruppen mit Gitarren und Schlagzeug begleitet werden. Gospel Musik hat seine Wurzeln in den streng geistlichen Musiktraditionen der Anglo- und Afroamerikaner. Die Lieder und Hymnen der ersten afrikanischen Sklaven, von denen manche sogar in Anglo- und Protestantische Traditionen übernommen wurden, hatten zu jeder Zeit einen großen Einfluss in Louisiana. Diese frühe musikalische Ausdrucksform wurde „Spirituals“ genannt. Bei dem Versuch, den eigenen religiösen Glauben mit den neuen Lebenserfahrungen zu verbinden, begannen die Sklaven der Antebellum-Zeit über den Glanz und die Herrlichkeit Gottes in einer Weise zu singen, die ihr Leid und ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben im Jenseits reflektierte. Diese Spirituals werden traditionell A Capella gesungen und können noch heute zu vielen Gottesdiensten und anderen Gelegenheiten in ganz Louisiana gehört werden.

Angloamerikanische Gospel Musik kann in Louisiana von den typischen Gospel-Quartetten und Gospel-Bluegrass Bands entweder bei Einzelauftritten oder auf den vielen Festivals gehört werden. Viel von diesem frühen Stil ist in der „Shape-note“ Gesangstradition verhaftet und kann heute noch auf Gesangstreffen und –wettbewerben gehört werden. „Shape-notes“ waren die ursprüngliche Form der geschriebenen Musik, sie dienten der Weitergabe von Liedern und Gesängen, ohne dass Notenkenntnisse vorhanden sein mussten, da die meist einfachen Leute auf dem Lande keine klassischen Noten lesen konnten. Moderner Gospel vereint die geistliche Musik mit weltlichen Musikformen wie Jazz, Blues, Soul & Rap; angloamerikanischer Gospel hat zusätzlich Elemente von Country & Bluegrass in sich. Aus diesem Grund kann man in Louisiana Gospelmusik auch außerhalb der Kirchen und geistlichen Zentren hören.

Im „House of Blues“ in New Orleans treten regelmäßig einheimische Gospelchöre und –musiker beim Sunday Gospel Brunch auf. Auch Country Shows haben normalerweise Gospel-Lieder im Programm. Im Norden von Louisiana hört man regelmäßig reine Gospel Shows wie das jährliche Dave L. Pearce Memorial Gospel Sing in Oak Grove. Besuchen Sie am besten alle Regionen des Staates und tauchen Sie in die inspirierenden Klänge der Gospel Musik ein – es wird Ihnen in jedem Fall gut tun!

Louisiana Philantrophic Orchestra | © NOCO
Klassik

Seit über 200 Jahren unterstützt und fördert Louisiana die klassische Musik. Es ist eine Musikform, die hier seit jeher hochgeschätzt wurde: Die erste Opernaufführung der Vereinigten Staaten fand im Jahre 1796 in New Orleans statt. Louis Moreau Gottschalk aus New Orleans war der erste U.S. Bürger, der eine Karriere als internationaler Konzertmusiker startete. Er war außerdem der erste, der afrikanische und karibische Themen und Rhythmen in seiner Musik verwendete. Das Louisiana State Museum im French Quarter hat einige interessante Dokumente, die die Entwicklung der Konzerthallen und Opernhäuser in Louisiana widerspiegeln.

Fast jede Stadt in Louisiana besitzt in irgendeiner Form klassische Musik: Es gibt einige anerkannte Symphony Orchester und Opernhäuser, die das ganze Jahr über klassische Konzerte und Opern/Operetten aufführen, so zum Beispiel in Alexandria, Baton Rouge, Lafayette, Lake Charles, Monroe, Natchitoches, New Orleans und Shreveport. Mehrere Orchester in Louisiana sind international ausgezeichnet worden, darunter sind u.a. das Shreveport Symphony Orchestra und die Louisiana Sinfonietta aus Baton Rouge, die unter der Leitung des bekannten Komponisten Dino Constantinides stehen. Die Louisiana Sinfonietta spielt vorwiegend zeitgenössische klassische Musik des 20. & 21. Jahrhunderts.

Viele gute Musiker graduieren jedes Jahr von den verschiedenen Musikhochschulen des Staates. Einige klassische Musiker haben internationale Preise und Auszeichnungen erhalten, unter ihnen sind die erfolgreiche Opernsängerin Shirley Verret und der Pianist Van Cliburn aus Shreveport – der erste Amerikaner, der jemals den Tschaikowski-Wettbewerb in Russland gewonnen hat. Seid ihr bereit für einen Weltklasse Klassikabend in Louisiana? Dann besuchet eine der vielen Opern oder Sinfoniekonzerte.

Elvis Presley Statue in Shreveport
Rock' N Roll

Während sich Historiker noch heute über den genauen Ort und die exakte Zeit streiten, wann der  Rock ‘n Roll denn nun seine Geburtsstunde hatte, glauben wir die Lösung gefunden zu haben: In den späten 40er Jahren schrieb der aus New Orleans stammende Musiker und Sänger Roy Brown einen Song, der sich „Good Rockin‘ Tonight“ nannte. Es war das erste Mal, dass das Wort „Rock“ in Zusammenhang mit einem außergewöhnlichen und neuen Musikstil genannt wurde. Dieses Wort sollte später von DJ’s in der ganzen Welt benutzt werden – und dazu eine Welle der Verwirrung und Verärgerung bei Eltern von Jugendlichen und den kirchlichen Institutionen hervorrufen.

Etwas über das man nicht streiten kann, sind die wichtigen Impulse, die Louisianas Musik-Legenden dieser amerikanischen Musik gegeben haben. Die Beatles formten ihren eigenen Stil, nachdem sie den hämmernden Rhythmus des Klaviers von Antoine „Fats“ Domino gehört hatten. In Erinnerung bleiben die glühenden Auftritte von Musikern wie Little Richard, Frankie Ford, Huey „Piano“ Smith, Allen Toussaint, den Neville Brothers, Professor Longhair, Lee Dorsey und Dr. John, die in den legendären Studios von Cosimo Matassa eine endlose Reihe von Charterfolgen produziert haben. Sie haben die Entwicklung des Rock als Mainstream-Musik maßgeblich mitgestaltet.

Rockabilly ist ebenfalls eine beliebte Musikrichtung in Louisiana, sie repräsentiert einen Mix aus verschiedenen Richtungen wie der frühen Country Musik und Rock ’n Roll mit Hillbilly-Stil. Jimmy Clanton, Joe Clay, Floyd Kramer, Jerry Lee Lewis, Jimmy C. Newman, Web Pierce, Jim Reeves, Farron Young, Slim Whitman und Hank Williams Sr. sind berühmte Persönlichkeiten in der Rockabilly Musik.

Die Bedeutung der Blues-Rock Szene ist bis heute in Louisiana spürbar, sie brodelt und kocht in den Strassen und Clubs der Städte. Sogar ein neuer Musikstil wurde durch die Mischung von Rock and Roll und Cajun Twist geboren: „Swamp Pop“. Besucht einen beliebigen Tanzclub oder eine Bar in Louisiana und ihr könnt vielleicht euren Kindern irgendwann erzählen, ihr habt diese berühmte Rockband gesehen, als sie noch umsonst, nur für Kost und Logis gespielt haben…. Come to Louisiana. We’ll rock you.

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